Die beschauliche Hörner Au hat sich in den vergangenen 15 Jahren zu einem wichtigen Rastgebiet für Zwergschwäne auf ihrem Weg nach Skandinavien entwickelt. Allerdings wird ein Teil der geplanten A 20 durch eben diese Rastflächen führen – dafür müssen in der Nähe neue Flächen gefunden werden. Damit die Schwäne sich wohl fühlen, braucht es wenig Störung durch Spaziergänger, Reiter oder Traktoren, dazu ein weites, offenes Areal mit genügend Futter, wenig Bäumen, Heuballen oder Zäune – denn die Tiere behalten gern den Überblick.

  • DEGES-Umweltplaner saßen in mehreren Arbeitskreisen mit Vogelkundlern, Naturschützern, Anwohnern und Landwirten zusammen
  • Ein Rotationsprinzip als guter und tragfähiger Kompromiss
  • Zur Verfügung stehende Fläche würde sich durch das Rotationsprinzip vergrößern

Das funktioniert nur, wenn wir als DEGES sowohl mit den Landwirten als auch mit den Naturschützern an einem Strang ziehen: denn die besitzen die besten Ortskenntnisse und beobachten die Zwergschwäne seit vielen Jahren. Auch die DEGES hat von 2014 bis 2021 detaillierte Untersuchungen vorgenommen, um das Verhalten der Zwergschwäne im Projektraum zu analysieren. Die Ergebnisse wurden mit denen der Naturschützer und Ornithologen abgeglichen und stimmten überein.

Düngen vs. Dösen

Die geeigneten und für die Vögel nutzbaren Flächen in der Hörner Au werden jedoch landwirtschaftlich genutzt. Das ist zum einen gut, da die Schwäne dort Nahrung wie Ackergras oder Mais finden. Zum anderen werden diese Flächen aber mit Gülle gedüngt, was die Tiere zeitweilig vertreibt. Für die Landwirte ist die Düngung der Wiesen und Felder unerlässlich. Das macht die Planung des Schutzkonzeptes für die Schwäne etwas knifflig, denn ihre Rastzeit fällt in die ersten Gülle-Ausbringungen nach den Wintermonaten. Um hier eine gute Lösung für alle Beteiligten zu finden, haben die DEGES-Umweltplaner sich in mehreren Arbeitskreisen mit Vogelkundlern, Naturschützern, Anwohnern und Landwirten zusammengesetzt, Informationen gesammelt und Ideen durchgespielt.

Unkonventioneller Umweltschutz: Rotieren für die Schwäne

Eine Möglichkeit könnte ein Rotationsprinzip sein, bei dem die Landwirte reihum darauf verzichten, von Januar bis März ihre Flächen zu güllen, sodass die Schwäne dort in Ruhe rasten können. Auf diese Weise wäre nicht jeder Landwirt in jedem Jahr betroffen. Für den temporären Ausfall gäbe es eine angemessene Entschädigung. Dieser Untermietvertrag für die Zwergschwäne wäre für die Landwirte ein guter und tragfähiger Kompromiss.

Nicht zum ersten Mal tragen solche Kompensationsmaßnahmen dazu bei, dass wertvolle neue Schutzgebiete entstehen: Ein anderes Beispiel ist der ehemalige Torfstich des Breitenburger Moorgewässers, das vor mehr als 15 Jahren als Ausgleichgewässer geschaffen wurde: Dort entwickelte sich ein optimales Schlafgewässer für viele Rastvögel, darunter Gänse, Kraniche – und Zwergschwäne.

 

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