Sie sind typisch für den Norden und prägen das Landschaftsbild Schleswig-Holsteins: Knicks. Diese lebenden Zäune dienen als Begrenzung für Äcker, Felder und Weiden. Durch ihre Vielfalt aus Sträuchern, Gräsern, Kräutern und Bäumen bieten sie bis zu 7.000 verschiedenen Tierarten wertvollen Lebensraum. Auch auf dem geplanten Autobahnabschnitt 4 der A 20 von Bad Bramstedt bis Wittenborn gibt es Knicks – einige davon müssen für den Bau der A 20 weichen. Die Umweltplaner von der DEGES machen sich Gedanken darüber, wie das möglichst behutsam vonstattengehen kann.

  • Knicks: Hecken aus jungen Sträuchern und Bäumen zur Begrenzung von Äckern, Felder, Weiden
  • Betrifft den Bauabschnitt 4 der A 20
  • Bis zu 7.000 verschiedene Tierarten leben hier
  • 23,8 km neu angelegte Feldhecken, Knicks und Redder
  • Knicks sind Leitstrukturen für Fledermäuse

Doch worüber sprechen wir eigentlich genau? Knicks sind Hecken und entstehen durch das Verflechten junger Sträucher und Bäume. Um ihre Ländereien abzugrenzen, „knickten“ die Besitzer über Jahrhunderte die Äste von Hecken ab und steckten sie in die Erde – so entstand der Name. Früher gab es fast doppelt so viele Knicks wie heute, durch die intensive Landschaft der vergangenen einhundert Jahre sind sie immer weniger geworden. Im Zuge des Baus der A 20 ist die DEGES verpflichtet, als Ausgleich für wegfallende Knicks neue zu pflanzen – und zwar im Verhältnis 1:2. Mit der A20 gibt’s also mehr Knicks als ohne – in diesem Fall rund 24 Kilometer neue Feldhecken.

Umweltplaner als Haselmaussammler

Knicks bilden ideale Lebensräume für viele Tiere, darunter auch die streng geschützte Haselmaus. Sie lebt stationär und hat einen recht kleinen Bewegungsradius. Das bedeutet für die Umweltplaner: Jede Haselmaus muss einzeln eingesammelt werden. Ein Haselmausrevier erstreckt sich ungefähr 100 Meter entlang eines Knicks. Für den Umzug wird sie mithilfe von Nisthöhlen und -kästen gefangen und am neuen Knick wieder ausgesetzt. Dort soll sie eine gut entwickelte Hecke vorfinden, die ausreichend Nahrung und Deckung bietet. Die Haselmaus liebt Haselnusssträucher, Schlehen und Brombeeren. Vor allem letztere wachsen schnell und sind daher gut für die Anpflanzung und damit für die Schaffung neuer Knicks geeignet. Allerdings dürfen dabei nur heimische Brombeerarten verwendet werden – eine knifflige Aufgabe.

eine Haselmaus in einer Höhle im Knick
Eine Haselmaus im Knick | Bildnachweis: Ehlers

Das Brombeer-Projekt

Wer hätte das gedacht: In Schleswig-Holstein existieren über hundert verschiedene heimische Brombeerarten. Rund 40 Prozent davon gelten jedoch als gefährdet. Deshalb hat die DEGES ein Pilotprojekt initiiert, das gezielt die Anzucht verschiedener heimischer Brombeergehölze untersucht. Mithilfe eines Brombeerexperten können die richtigen Arten bestimmt und für die Anpflanzung der Knicks ausgewählt werden. Das Projekt bietet die Chance, gefährdete Brombeersorten zu fördern – also eine Win-win-Situation. Unterstützung erhält die DEGES dabei von der Blütenmeer GmbH, einer Tochter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.

Kompensation: Aus weniger wird mehr

Klar, wir handeln nicht als Selbstzweck – maßgeblich für uns ist das Bundesnaturschutzgesetz. Dennoch hat unsere Arbeit zur Folge, dass im Fall der Knicks mehr renaturiert wird, als wir entfernen. Für den oben genannten Bauabschnitt werden 500 Hektar an Ausgleichsflächen geschaffen. Flächen, die wir erwerben und somit komplexer gestalten können. Das birgt auch Vorteile: Auf diese Weise sind schon ganze Naturschutzgebiete entstanden.

 

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