Die Fledermäuse aus Bad Segeberg und Umgebung sind Trubel gewohnt: Da wäre zum einen die Stadt mit ihren Gebäuden, Lichtern und Autos. Zum anderen verläuft die A 21 in ihrem Flugrevier. Und nun soll auch noch die A 20 hinzukommen. In diesem Spannungsdreieck befindet sich eines der bedeutendsten Fledermaus-Quartiere Europas – die Segeberger Kalkberghöhlen. Klar ist: Mit dem Bau der Autobahn werden sich die Bedingungen für die Tiere ändern.

  • Mehr als 30.000 Fledermäuse
  • Lichtquellen beeinträchtigen die Flugrouten der Fledermäuse
  • Dunkelkorridore ermöglichen den Fledermäusen, zwischen Quartieren und Jagdgebieten hin und her zu fliegen
  • Gut ein Dutzend Querungshilfen für die sichere Fahrbahnüberquerung der Tiere

Die Segeberger Kalkberghöhlen sind Winterquartier für sieben verschiedene Fledermausarten – mehr als 30.000 Tiere tummeln sich hier in Hochzeiten, eine Menge Flugverkehr also in diesem Gebiet. Der Abschnitt 3 der A 20 zwischen Wittenborn und Weede wird einen Teil der Fledermausrouten tangieren. Das beunruhigt verständlicherweise alle, die Artenschutz großschreiben. Dazu gehören aber auch wir, die DEGES. Wir haben unsere Umweltplaner damit betraut, sich die Situation der Fledermäuse, ihre Flugrouten und Gewohnheiten in diversen Felduntersuchungen genauer anzuschauen. Auf Basis dieser Daten haben wir gemeinsam mit Experten, der Landesregierung und der Stadt Bad Segeberg ein umfassendes Konzept zum Wohl der Tiere erarbeitet.

Viele Wege führen nach Haus

Damit die Fledermäuse weiterhin ungestört in ihre Höhlen gelangen können, benötigen sie drei Dinge:

  1. Sie müssen die Autobahn sicher über- oder unterqueren können.
  2. Ihre Routen sollten so wenig wie möglich von störenden Lichtquellen beeinträchtigt werden.
  3. Sie brauchen Strukturen in der Landschaft wie Knicks oder Büsche, um sich per Ultraschall optimal orientieren zu können.

All das hat die DEGES in ihrem neuen Artenschutzkonzept bedacht. Und so wird es auf dem zehn Kilometer langen Bauabschnitt 3 gut ein Dutzend so genannter Querungshilfen geben – Unterführungen oder auch Faunabrücken, die eigens bepflanzt werden und der Tierwelt zur sicheren Überquerung der Fahrbahn dienen. Zum Teil sind die Querungshilfen dort geplant, wo bereits traditionelle Fledermausrouten existieren, zum Teil jedoch auch an neuen Stellen.

Wenn den Planern ein Licht aufgeht: Dunkelkorridore als Lösung

Wie gelingt es nun, die Tiere auf die richtige Spur zu bringen? Die Antwort: mithilfe eines ausgeklügelten Lichtsystems. Fledermäuse sind nachtaktiv und lichtempfindlich. Indem wir Bereiche schaffen, die dunkel sind – so genannte Dunkelkorridore – lassen sich die Tiere leiten. Die Korridore entstehen durch Schutzwände oder bepflanzte Wälle neben der Autobahn, die das Scheinwerferlicht verringern. Auch Autobahnschilder stellen Lichtquellen dar: Sie lassen sich mittels Sichtschutzblenden für die Fledermäuse ausschalten. Im Gegenzug dazu gilt im Bereich des Autobahnkreuzes A 21/A 20 die Devise „Licht an“, damit die Fledermäuse dieses Gebiet meiden. So weichen sie automatisch in dunklere Gefilde aus und entgehen möglichen Kollisionen.

Fazit: Fledermäuse sind in der Lage, sich anzupassen – und wir helfen ihnen dabei. Wir sind sogar der Meinung, dass unser Konzept so gut funktioniert, dass die Population im Kreis Segeberg in den kommenden Jahren noch wachsen wird.

 

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