B 87n: Planungswerkstatt bestimmt zu untersuchende Korridore
Im Rahmen des Beteiligungsverfahrens „B 87 im Dialog“ haben die Teilnehmer der ersten beiden Planungswerkstätten mit fachgutachterlicher Unterstützung Korridore für eine vertiefende Untersuchung zur B 87n identifiziert. Damit liegen erste Ergebnisse der beiden Beteiligungstermine vor, die im November 2018 und Januar 2019 in Taucha mit Vertretern aus Bürgerinitiativen, Umweltverbänden, Wirtschaft, Einwohnerschaft und Verwaltung stattfanden.
Der Aus- bzw. Neubau der B 87n wurde in den aktuellen Bundesverkehrswegeplan 2030 aufgenommen. Ziel des Bundes ist es, mit der B 87n eine großräumige Verbindungsfunktion zwischen den Oberzentren Leipzig und Cottbus mit überregionaler Bedeutung sicherzustellen. Dabei soll ein bedarfsgerechter, bestandsnaher Ausbau in Kombination mit lokaler Verlegung (Neubau) erfolgen. Gleichzeitig sollen die Ortsdurchfahrten vom Durchgangsverkehr entlastet werden.
Werner Breinig, Projektleiter der verantwortlichen Projektmanagementgesellschaft DEGES, erläuterte auf der zweiten Planungswerkstatt noch einmal die Vorgehensweise bei der Suche nach Varianten für die B 87n: „Bei der Entwicklung der Varianten müssen wir vom Groben ins Feine kommen. Das Planungsverfahren befindet sich derzeit in einer sehr frühen Phase, in der es noch nicht möglich ist, technische Details zu diskutieren und Kosten zu schätzen. Vorerst muss es darum gehen, jene Korridore zu definieren, bei denen eine vertiefende Untersuchung vorgenommen und Linienvarianten erarbeitet werden sollten.“
Hatten die Teilnehmenden bei der ersten Planungswerkstatt den Betrachtungsraum eingegrenzt und Prüfaufträge an die begleitenden Planungsbüros formuliert, so stellten die Verkehrs-, Straßen- und Umweltplaner auf der zweiten Planungswerkstatt die Ergebnisse zu den Prüfaufträgen vor. Dabei wurde deutlich, dass einige der vorab von den Teilnehmenden vorgeschlagenen Korridore nicht weiterverfolgt werden können, da sie aus technischen, gesetzlichen oder wirtschaftlichen Gründen nicht zielführend bzw. umsetzbar wären.
Die Fachgutachter erläuterten die Gründe, warum bestimmte Korridore für die B 87n nicht realisierbar wären: So ist beispielsweise eine zusätzliche Autobahnauffahrt zwischen den bestehenden Anschlussstellen nicht möglich, wenn der in den technischen Regelwerken geforderte Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Wichtig ist auch die Beachtung der verkehrlichen Wirkung: Würde eine neue Trasse zu weit von der bestehenden B 87 entfernt gebaut, so würde diese keine Entlastung für die Stadt Taucha bringen, da die Verkehrsteilnehmer keine Umwege in Kauf nehmen würden, sondern in der Regel den kürzesten Weg wählen. Unter Berücksichtigung der Kosten kann man darüber hinaus schon jetzt eine lange Tunnellösung – etwa größer 2.000 m – ausschließen.
Ein Variante mit einem kürzeren Tunnel wäre jedoch technisch und wirtschaftlich vorstellbar und sollte tiefergehend untersucht werden, so ein Ergebnis der Planungswerkstatt: In vertiefenden Untersuchungen sollen in den kommenden Monaten in einem bahnparallel verlaufenden Korridor drei verschiedene Linienvarianten geprüft werden, bei denen ein Teil der Strecke durch einen Tunnel geführt würde. Auch zwei weitere Korridore im Südosten von Taucha konnten in der Planungswerkstatt für die vertiefende Untersuchung identifiziert werden: Diese würden an der Anschlussstelle A 14 Leipzig-Ost beginnen und östlich von Taucha auf die B 87 geführt werden. Diese Korridore kreuzen jedoch das FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat), ein europäisches Schutzgebiet zur Sicherung der Artenvielfalt durch den Erhalt der natürlichen Lebensräume, welches entlang der Parthe verläuft. Die Querung und Zerschneidung des FFH-Gebietes wäre jedoch nur unter strengen Auflagen zulässig und würde eine hohe Anforderung an die Genehmigungsfähigkeit darstellen.
Die vertiefenden Untersuchungen der Verkehrs-, Straßen- und Umweltplaner sollen auf den weiteren Planungswerkstätten diskutiert und mögliche Varianten entwickelt werden. DEGES-Projektleiter Breinig: „Die Planungswerkstätten haben bereits gezeigt, wie hilfreich es ist, dass sich Einwohner, Bürgerinitiativen, Umweltverbände, Wirtschaft und Verwaltung mit ihrem lokalen Wissen in die Variantensuche einbringen.“ Hinweise zu lokalen Gegebenheiten können so von den Planungsbüros direkt mit aufgenommen und berücksichtigt werden.
Die Ergebnisse der Planungswerkstätten sollen im Frühjahr 2019 in einem Online-Dialog vorgestellt und mit der Öffentlichkeit diskutiert werden. Die Ergebnisse des Online-Dialogs fließen in die weitere Planung ein. Bis zum Sommer 2019 sollen mehrere Linienvarianten für die B 87n in den weiteren Planungswerkstätten erarbeitet werden. Diese bilden die Grundlage für die gesetzlich vorgeschriebene Umweltverträglichkeitsprüfung II, die im Herbst 2019 beginnen soll und das Ziel hat, eine Vorzugsvariante zu definieren.
Beteiligung auch online möglich
Auf der Online-Plattform www.b87-im-dialog.de können sich Interessierte über den Stand der Planung sowie über das Beteiligungsverfahren informieren. Darüber hinaus können Ziele für die B 87n formuliert und weitere bei der Planung zu berücksichtigende Themen benannt werden.
Über das Projekt
Die B 87 zwischen Leipzig und Cottbus erfüllt eine wichtige überregionale Verbindungsfunktion. Ein Ausbau ist aufgrund der hohen Verkehrsbelastung von bis zu 47.000 Kfz/24 h dringend notwendig. Projektziele sind die Schaffung einer verkehrsgerechten und leistungsfähigen Fernstraßenverbindung, die Entlastung der Ortsdurchfahrten vom Durchgangsverkehr sowie verkürzte Reisezeiten zwischen Leipzig, Eilenburg und Torgau. Im Beteiligungsverfahren geht es um die Strecke zwischen Leipzig und Eilenburg, der B 87n. Die dialogorientierte Herangehensweise bezieht die Bevölkerung und verschiedene Interessensgruppen in den Planungsprozess ein. Eine rechtssichere Vorzugsvariante ergibt sich jedoch erst durch die gutachterlichen Untersuchungen und Bewertungen im Rahmen der gesetzlich vorgesehenen Umweltverträglichkeitsprüfung und nach Entscheidung des Bundesverkehrsministeriums, welches das Projekt finanziert.