Die Planungen für den Ersatzneubau der Rudolf-Wissell-Brücke in Berlin laufen auf Hochtouren. Vor dem Abschluss der Entwurfsphase stellt die DEGES heute ab 19 Uhr Anwohnerinnen und Anwohnern sowie allen Interessierten den Stand der Planungen in einer digitalen Informationsveranstaltung vor.

Ziel des Ersatzneubaus ist es, die Funktionsfähigkeit einer der wichtigsten Verkehrsverbindungen Berlins aufrechtzuerhalten und langfristig zu sichern. Auch während der Bauzeit soll der Verkehr auf dem hochbelasteten Abschnitt der Berliner Stadtautobahn A 100 durchgängig fließen können. Um dies zu ermöglichen, plant die DEGES den Neubau als zweiteiliges Bauwerk.

Andreas Irngartinger, Bereichsleiter bei der DEGES: „Der zweiteilige Brückenneubau mit dem vorgesehenen Fahrbahnquerschnitt aus drei Fahrstreifen plus Verflechtungsstreifen ist die Voraussetzung dafür, dass wir den Verkehr während der Bauzeit aufrechterhalten können. Die Alternativen wären eine Reduzierung von Fahrstreifen oder sogar die Sperrung der Brücke während der Bauzeit. Beides ist undenkbar angesichts eines Verkehrsaufkommens von 180.000 Fahrzeugen pro Tag, die auch während der Bauphase diesen Abschnitt der A 100 passieren müssen.“

Unter einem baubedingten Verkehrschaos würden nicht nur Auto- und Lkw-Fahrer leiden, sondern auch die Bewohner der umliegenden Stadtviertel. Diese wären von erheblichen Verkehrs- und Lärmzunahmen betroffen, wenn sich der Verkehr, wie so oft im Umfeld von Baustellen, seinen Weg durch das Netz der Stadtstraßen suchen würde. Ziel der Überlegungen ist es, möglichst viel Verkehr auf der Autobahn zu belassen, um umliegende Stadtstraßen zu entlasten.

Der neue Verflechtungsstreifen dient auch zur Verbesserung von Verkehrsfluss und Verkehrssicherheit. Er erhöht jedoch nicht die Kapazität der Brücke. Auch im Autobahndreieck Charlottenburg sollen die Verkehrsführung und die Verkehrssicherheit im Zuge des Ersatzneubaus verbessert werden. Durch die Aufteilung der Rudolf-Wissell-Brücke in zwei Teilbauwerke können die Richtungsfahrbahnen im Autobahndreieck gezielt auseinandergezogen werden. Dadurch wird der Verkehr in der Hauptverkehrsrichtung Nord-Süd zukünftig besser fließen können und die Verkehrssicherheit erhöht.

Im Rahmen des Ersatzneubaus werden erstmals Lärmschutzwände auf diesem Abschnitt der Stadtautobahn A 100 errichtet. Dadurch werden die Anwohnerinnen und Anwohner des Autobahndreiecks Charlottenburg sowie das Umfeld der Rudolf-Wissell-Brücke von Verkehrslärm entlastet.

Eine besondere Herausforderung für die Umsetzung des Projekts stellt die begrenzte Flächenverfügbarkeit dar. Die Einrichtung der Baufelder muss daher zum Teil im Bereich der Kleingartenanlagen erfolgen. Welche Parzellen genau betroffen sein werden, steht noch nicht abschließend fest.

Dazu Andreas Irngartinger: „Der zeitweise oder dauerhafte Verlust mancher Kleingärten ist für die heutigen Nutzer sicher ein schwerer Schlag. Wir setzen alles daran, den Flächenverbrauch während der Bauzeit so gering wie möglich zu halten und sind mit den Vertreterinnen und Vertretern der Kleingartenanlagen hierzu kontinuierlich im Gespräch.“

Die DEGES hat das Ziel, noch im Jahr 2020 die Entwurfsplanung für die Verkehrsanlagen abzuschließen und mit dem Land Berlin abzustimmen. Das Planfeststellungsverfahren soll voraussichtlich im Herbst 2021 eingeleitet werden. Ein Baubeginn wäre frühestens 2023 möglich. Die DEGES sieht für den Ersatzneubau in Abhängigkeit von den zur Verfügung stehenden Bundesmitteln eine Bauzeit von insgesamt rund fünf Jahren vor.

Über das Projekt

Die DEGES plant und realisiert im Auftrag des Bundes und des Landes Berlin den Ersatzneubau der Rudolf-Wissell-Brücke und den Umbau des Autobahndreiecks Charlottenburg. Ziel des Bauvorhabens ist es, die Leistungsfähigkeit dieses zentralen Abschnitts der Berliner Stadtautobahnen A 100/A 111 langfristig zu sichern.

Die Rudolf-Wissell-Brücke ist mit rund 930 Metern das längste Brückenbauwerk Berlins. Die in den 1960er Jahren errichtete Brücke war ursprünglich für 20.000 Fahrzeuge pro Tag ausgelegt. Heute wird sie von täglich rund 180.000 Fahrzeugen genutzt. Das Bauwerk ist Teil des aktuell am drittmeisten befahrenen Autobahnabschnitts in Deutschland. Die Brücken und Rampen innerhalb des Autobahndreiecks Charlottenburg sind ebenfalls an das Ende ihrer Lebenszeit gekommen und bereits seit längerem für einen Ersatzneubau vorgesehen.

Karte Rudolf-Wissell-Brücke
Bildnachweis: DEGES