Fortschritte Bodensanierung WASAG-Gelände und Sicherung archäologischer Funde vor Lückenschluss der A 49
Im Zuge der Bauvorbereitung für den Lückenschluss der A 49 lässt die DEGES seit Januar 2019 das Gelände der ehemaligen Sprengstofffabrik WASAG bei Stadtallendorf im Landkreis Marburg-Biedenkopf sanieren und von Kampfmitteln und Schadstoffen befreien. Der Abschluss der Arbeiten ist für Oktober 2020 vorgesehen.
Rund zehn Millionen Euro investiert der Bund anlässlich des Autobahnneubaus in die Altlastensanierung und Kampfmittelräumung auf dem 130 Hektar umfassenden Areal. Bisher konnten rund 42.000 Kilogramm Kampfmittelteile geborgen werden, davon 8.959 Stück Munition im unzerstörten Zustand mit einer Gesamtmasse von 5.730 Kilogramm.
Die Sanierung der über die A 49-Trasse hinausgehenden Füllgruppe II konnte bereits abgeschlossen werden. Die Fläche wurde mit Mutterboden bedeckt und begrünt.
Insgesamt wurden knapp 60.000 Tonnen Abbruch- und Bodenaustauschmassen entsorgt, wovon 28.000 Tonnen zu einer Sondermülldeponie nach Leverkusen abtransportiert wurden.
Dank der Vorbereitung des Autobahnbaus konnte die bereits länger geplante Bodensanierung nun deutlich früher realisiert werden als ursprünglich vom Land Hessen geplant.
Archäologische Grabungen bei Lehrbach
Am Standort der mittelalterlichen Töpfereiwüstung „Baldersdorf“ (Wüstung = aufgegebene Siedlung oder Wirtschaftsfläche) sind im Zuge des A 49-Lückenschlusses ein Brückenbauwerk sowie eine Aufforstung als ökologische Ausgleichsmaßnahme geplant. Da durch die geplanten Maßnahmen die archäologische Substanz des Bodendenkmals in diesen Bereichen bedroht ist, wurde vom Landesamt für Denkmalpflege, Abt. hessenARCHÄOLOGIE, eine archäologische Ausgrabung vor Beginn der Bauarbeiten gefordert. Diese wurde vom „Wissenschaftliche Baugrund-Archäologie e.V.“ durchgeführt.
Im Verlauf der Ausgrabung wurde der durchwühlte Oberboden – die ehemalige Ackerschicht – entfernt. Anschließend wurden die erfassten archäologischen Strukturen freigelegt und sorgfältig dokumentiert, d. h. fotografiert, eingemessen und gezeichnet. Dadurch werden, obwohl die originalen Denkmalstrukturen zerstört werden, viele Informationen zur Töpferei erhalten.
Auf einem Areal von gut einem Hektar wurden die Reste von 15 Töpferöfen gefunden. Bei den Öfen handelte es sich um sogenannte „liegende Töpferöfen“, bei denen Feuerungsraum und Brennraum hintereinander angeordnet sind. Die Öfen sind so im ansteigenden Gelände angelegt worden, dass die Aufwinde am Hang die Führung des Brandes, also die Verteilung der Hitze, im Ofen unterstützt haben. Im Umfeld der Öfen befanden sich Gruben unterschiedlicher Funktionen, Pfostengebäude sowie Schichten aus Asche und gebranntem Lehm. Letztere lagerten sich großflächig um die Öfen herum ab, wenn Brennraum und Feuerungsraum nach einem Brennvorgang geöffnet und gesäubert wurden.
In allen genannten archäologischen Strukturen fanden sich sehr viele Scherben von den Keramikgefäßen, die vor Ort produziert wurden, und gelegentlich auch vollständige Gefäße. Diese Funde geben Aufschluss über das Alter und die Dauer der Produktion vor Ort: Sie stammen aus dem 12. bis 14. Jahrhundert n. Chr. Die Funde werden nach ihren Fundzusammenhängen – den archäologischen Befunden – getrennt aufgenommen, gewaschen, verpackt und in Listen erfasst. Sie kommen nach Abschluss der Maßnahme in ein Fundmagazin des Landes Hessen. Dort stehen sie nach Bedarf zur weiteren wissenschaftlichen Bearbeitung oder auch zur Präsentation zur Verfügung.