Die umweltfachlichen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Neubau der Autobahn 49 südlich der Anschlussstelle (AS) Schwalmstadt in Hessen laufen planmäßig. Heute hat die DEGES drei größtenteils fertiggestellte Umweltmaßnahmen im Raum Stadtallendorf vorgestellt. Diese und weitere Arbeiten, die beispielsweise Lebensräume für bedrohte Tierarten schaffen oder Waldflächen aufwerten, kompensieren die Eingriffe in die Natur beim geplanten Neubau der A 49. Die heute vorgestellten Maßnahmen im Einzelnen:

Aufforstung von naturnahen Eichenmischwäldern am Geiersberg

Südlich von Stadtallendorf im Bereich des Geiersbergs wurden auf einer Fläche von sieben Hektar überwiegend Eichen und Hainbuchen zur Entwicklung von naturnahen Eichenmischwäldern als Ausgleichsmaßnahme für die A 49 gepflanzt. Dies dient nicht nur dem Ausgleich des Verlustes von Waldflächen, sondern schafft auch neuen Landlebensraum für Kammmolche, für die im direkten Umfeld zudem drei neue Teiche als Laichgewässer hergestellt wurden. Insgesamt wurden 35.000 Pflanzen für die Aufforstung verwendet. Mit den Arbeiten wurde am 17. Dezember 2018 begonnen.

Da die Maßnahme im Bereich des Trinkwasserschutzgebietes II des Trinkwasserschutzgebietes Wohratal-Stadtallendorf liegt und die vorherige intensive Nutzung überwiegend als Ackerfläche zukünftig unterbleibt, führt die Maßnahme auch zu einer Verbesserung für die Trinkwassergewinnung im südlichen Bereich von Stadtallendorf.

Entwicklung von strukturreichen Eichenwäldern bei Stadtallendorf

Ebenfalls südlich von Stadtallendorf werden seit Herbst 2019 auf einer Fläche von mehr als 55 Hektar mehrere Maßnahmen in vorhandenen Waldflächen als Ausgleichsmaßnahme für den Bau der A 49 durchgeführt, die die Herausbildung von strukturreichem Eichenwald mit hohem Altholzanteil zum Ziel haben. Hierzu gehören beispielsweise ein Fällungsverbot von Alteichen, die Entnahme von Bäumen, die die Eichen bedrängen, sowie die Pflanzung von Eichen in ausgewählten Bereichen.

Dies dient nicht nur der Herausbildung naturnaher Waldflächen, sondern verbessert auch die Lebensraumstrukturen für Fledermäuse und für Vögel, die strukturreiche Wälder mit hohem Altholzanteil bevorzugen. Hierzu gehören unter anderem der Waldlaubsänger, der Habicht, der Grau- und der Mittelspecht.

Insgesamt werden 600 Eichen zusätzlich in den Waldbereichen gepflanzt. Zudem werden in die Waldbereiche Weidenkörbe für Waldohreulen, Nistkästen für den Raufußkauz, Fledermauskästen und Fledermaushöhlen gehängt, um diese Arten zu unterstützen. Insgesamt sind über 50 dieser verschiedenen Nisthilfen und Ersatzquartiere in den Waldbereichen vorgesehen.

Vernässung im Bereich des Bekassinenlochs bei Amöneburg

Im Bereich des Bekassinenlochs südöstlich von Amöneburg wurde im Zuge einer Vernässungsmaßnahme neuer Lebensraum unter anderem für den gefährdeten Kiebitz geschaffen.

Im Zuge der Ausgleichsmaßnahmen wurden eine Flutmulde und vier flache Tümpel – sogenannte Blänken – hergestellt. In die Flutmulde wird der Lamborn-Bachlauf mit Hilfe einer kleinen Wehranlage umgeleitet und nach ca. 800 Meter neuem Verlauf an die Ohm angebunden. Die Blänken wurden als flache Mulden bis zu einer Tiefe von ca. 40 Zentimetern unter Geländeoberkante ausgeführt und füllen sich bei feuchter Witterung mit Wasser.

Um die Erdarbeiten möglichst bodenschonend durchzuführen, wurden in einem ersten Schritt Stahlplatten verlegt, über die die Baufahrzeuge zum Abtransport der Erdmassen gelangen konnten.

Es ist vorgesehen, den überwiegenden Bereich der Ausgleichsmaßnahmen am Bekassinenloch künftig mit Wasserbüffeln beweiden zu lassen. Dies ist das Ergebnis eines intensiven Abstimmungsverfahrens unter Beteiligung der Oberen und der Unteren Naturschutzbehörde und von interessierten Naturschutzverbänden.

Hintergrund

Insgesamt werden für den Neubau der A 49 zwischen der AS Schwalmstadt und dem Ohmtal-Dreieck in einem Umfang von ca. 750 Hektar Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen verwirklicht. Des Weiteren sorgen umfangreiche Auflagen gemäß der geltenden Verordnungen, Richtlinien und des Planfeststellungsbeschlusses für den Grundwasserschutz während der Bauzeit.

Die Inbetriebnahme der A 49 südlich der AS Schwalmstadt ist im Jahr 2024 geplant.