Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

als Projektmanagementgesellschaft der öffentlichen Hand plant und baut die DEGES die Verkehrsinfrastruktur von morgen – bundesweit zeichnet sie derzeit für 3.002 Kilometer Bundesfernstraßen und ein Auftragsvolumen von 43,2 Mrd. Euro verantwortlich.

Rund vier Milliarden davon werden in Schleswig-Holstein investiert. Lag der Fokus bei den Infrastrukturmaßnahmen früher auf den Neuen Bundesländern und in Süddeutschland, so ist inzwischen der Norden zu einem echten Hot Spot geworden. Die Politik hat in großen Teilen erkannt, dass hier eine ganze Region abgehängt zu werden drohte.

Was genau wir hier tun, wie wir es tun und wer die Gesichter hinter den Straßen sind: Darüber informieren wir Sie zukünftig in unserem Newsletter zu den Verkehrsprojekten in Schleswig-Holstein. Kurz, kompakt und immer mit dem Fokus auf einem speziellen Thema. In unserer ersten Ausgabe ist das unser DEGES-Umweltmanagement. Wie neue Straßen ihren Beitrag zum Artenschutz und neuen Biotopverbünden leisten, wie der Uhu beim Seeadler zum Horstbesetzer wird und warum Knicks eine wichtige Rolle im Ökosystem spielen – das und mehr lesen Sie auf den folgenden Seiten. Viel Spaß bei der Lektüre.

Mit besten Grüßen

Bernd Rothe
Bereichsleiter Nord, DEGES

Top-Thema

„Wir siedeln Haselmäuse und andere Tiere in Ersatzlebensräume um, bauen Durchlässe und Faunabrücken für Wildtiere wie Fledermäuse und tragen durch die Pflanzung von Gehölzen, Alleen und Knicks zur Erhaltung von Biotopverbunden bei“, erklärt Karin Wolfram. Sie ist Teil des zehnköpfigen Umweltmanagement-Teams der DEGES, welches bei Infrastrukturprojekten in Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen den Schutz und die Entwicklung von Umwelt und Natur gewährleistet. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen kümmert sie sich um Kernthemen wie Landschaftserhalt und -gestaltung, Klima- und Artenschutz, Immissions- und Lärmschutz sowie Ressourcenschonung.

Wird ein neues Infrastrukturprojekt geplant, analysieren Karin Wolfram und ihr Team genau, was in Sachen Umweltschutz zu tun ist und identifizieren Bereiche, in denen die DEGES tätig werden muss. In vielen Fällen sind dabei Spezialwissen und experimentelle Lösungen gefragt: Das Team entwickelt und erprobt Artenschutzkonzepte für seltene Tiere wie den Moorfrosch und den Seeadler und verantwortet Schutzmaßnahmen für sensible Tiere wie den Fischotter und die Schleiereule. Mit Monitoring und Funktionskontrollen achtet es darauf, dass der Schutz dauerhaft – auch während der Betriebsphase der späteren Autobahn – gewährleistet wird. Die hier gesammelten Erfahrungen helfen, das Umweltmanagement kontinuierlich weiterzuentwickeln.

„Dabei ist uns besonders wichtig, nicht nur am grünen Tisch zu planen, sondern auf den Rat von Spezialisten zu hören und Betroffene vor Ort aktiv miteinzubinden“, so Wolfram. Gemeinsam mit ihnen entwickeln die Umweltmanager der DEGES Maßnahmen für den Umweltschutz und probieren unterschiedliche Formate der Kommunikation aus. So fließt Wissen in die Projekte ein, das Fachexperten allein nicht generieren könnten. Im Umweltmanagement gibt es nämlich keinen Standardprozess, vielmehr sind individuelle Lösungen und Fingerspitzengefühl gefragt.

Ein Beispiel ist die Umsiedelung streng geschützter Haselmäuse. Die Nagetiere leben in Schleswig-Holstein vermehrt in Knicks, mit Bäumen und Büschen bepflanzten Wällen, die Felder voneinander abgrenzen. Wird in diese eingegriffen, beeinträchtigt das den Lebensraum der dort heimischen Arten. Die Folge: Neue Lebensräume müssen außerhalb des Wirkbereiches der Autobahn als Ersatz geschaffen wird. Kompliziert wird es, wenn Tiere wie die Haselmaus stark gefährdete Brombeersträucher bevorzugen. In einem Pilotprojekt gemeinsam mit der Blütenmeer GmbH hat die DEGES auf diesen speziellen Fall mit der Züchtung von heimischen Brombeersorten reagiert, die für die Bepflanzung der neuen Knicks genutzt werden.

Die Knicks sind wichtige Lebensräume und prägen vielerorts das Landschaftsbild | Bildnachweis: DEGES
Die Knicks sind wichtige Lebensräume und prägen vielerorts das Landschaftsbild | Bildnachweis: DEGES

Aber auch in anderen Projekten leistet die DEGES Pionierarbeit. Diese hilft den Projektteams bei der Umsetzung von schwierigen Schutzkonzepten – beispielsweise bei der Planung der A 20 bei Bad Segeberg in Schleswig-Holstein. Bereits 2004 hat die Umweltmanagement-Abteilung die ersten Querungshilfen für Fledermäuse an einer Autobahn konzipiert. Daher verfügt das Team um Karin Wolfram über einen breiten Erfahrungsschatz. Ein weiteres innovatives Projekt ist der Landschaftstunnel „Porphyrkuppen“, der im Zuge des Baus der A 143 in Sachsen-Anhalt hergestellt wird. Er ist mit einer speziellen Entlüftungsanlage ausgestattet und schützt ein Biotop, welches seltene Orchideen beheimatet, vor Stickstoffeintrag.

Wichtig ist, dass die Maßnahmen nicht nur die Umwelt und Natur bestmöglich schützen, sondern auch im Einklang mit dem komplexen nationalen und internationalen Umweltrecht stehen. Dazu Karin Wolfram: „Umweltschutz macht nicht an Landesgrenzen halt. Viele Tiere wandern weit über die Regionen und Grenzen der Bundesrepublik hinaus. Auch Flüsse und Meere sind Naturräume, die die Natur über Landesgrenzen hinaus vernetzen.“ Die langfristigen Bauvorhaben müssen daher immer nachhaltig und zukunftsweisend konzipiert werden, zumal das Umweltmanagement-Team der DEGES nicht nur die Mindeststandards erfüllen will, sondern stets den Anspruch hat, innovative und bedarfsgerechte Schutzmaßnahmen für die Natur und die Menschen vor Ort zu entwickeln.

Weitere konkrete Beispiele von Herausforderungen, die dem Umweltmanagement-Team am Beispiel der A 20-Planung begegnet sind, können Sie in der Umweltmanagement-Rubrik auf der Projekthomepage der A 20 nachlesen.

 

News

Bekenntnis der schwarz-grünen Landesregierung zu Straßen-Infrastrukturprojekten

Seit Ende Juni ist die schwarz-grüne Landesregierung in Schleswig-Holstein offiziell im Amt. Vorab haben sich die Parteien in ihrem Koalitionsvertrag deutlich zu den Infrastrukturprojekten positioniert. Insbesondere die Bedeutung der DEGES-Projekte der Rader Hochbrücke, der A 7 und der A 20 wird im Koalitionsvertrag hervorgehoben.

Baustart an der Rader Hochbrücke

50 Jahre nach der Inbetriebnahme der Rader Hochbrücke sind in diesem Sommer die Bauarbeiten am Ersatzneubau gestartet. Das Projekt gilt als eines der größten Infrastrukturprojekte in Norddeutschland. Der Verkehr soll bereits ab 2026 über das erste Teilbauwerk des Ersatzneubaus rollen. Wie die Bauarbeiten ablaufen werden, zeigt ein Video zum Herstellungskonzept.

Bürgerdialog zur geplanten A-23-Erweiterung fortgesetzt

Das Planungsteam der DEGES hat den Bürgerdialog zum geplanten Bauvorhaben mit einer weiteren Radtour entlang an der A 23 fortgesetzt. Darüber hinaus lieferte die zweite Sitzung der Planungswerkstatt Aussagen zur Verkehrsprognose 2035 und deren verkehrlichen Bewertung. Weiterführende Infos können der Präsentation und dem Protokoll zum Termin entnommen werden.

Gesichter der Planung

An dieser Stelle wollen wir die Personen und Gesichter vorstellen, die für die Planungen unserer Infrastrukturprojekte verantwortlich sind. Was die Arbeit bei der DEGES so außergewöhnlich macht und was in den vergangenen Jahren – trotz Pandemie – besonders gut lief, hat uns in der ersten Ausgabe dieses Newsletters die Umweltmanagerin Karin Wolfram verraten.

Portraitbild von Dipl.-Ing. Karin Wolfram | Bildnachweis: DEGES

Wie lange sind Sie schon bei der DEGES und welche Aufgabenfelder verantworten Sie?

Ich arbeite mittlerweile seit mehr als 25 Jahren bei der DEGES – mit kurzer Unterbrechung. Ich verantworte das strategische Umweltmanagement für Projekte in Schleswig-Holstein, Bremen und Hamburg und koordiniere in dieser Funktion auch den Wissenstransfer im Team.

Was macht Ihren Job so besonders? 

Es gibt keine Routine, jeder Tag ist anders. Auf mich warten in jedem Projekt neue und spannende Aufgaben, bei denen viel Kreativität gefragt ist. Teamplay und gute Kommunikation sind wichtige Grundsätze. Außerdem muss ich mutig sein, Ideen umzusetzen.

Was war Ihr berufliches Highlight der vergangenen Jahre?

Mich freut es, dass wir unsere Projekte trotz der Pandemie weiter vorangetrieben haben. Wir konnten erste Artenschutzmaßnahmen umsetzen, die bereits sehr wirksam sind, obwohl der Eingriff in die Umwelt durch den Bau der Autobahn A 20 bei Bad Segeberg in Schleswig-Holstein noch gar nicht stattgefunden hat. Rund um die Segeberger Kalkberghöhlen haben wir umfassende Erfassungen der Fledermäuse durchgeführt. Nun können wir mit ausreichender Sicherheit unsere Autobahn planen, sodass keine Beeinträchtigungen zu erwarten sind.

Kurioses aus dem DEGES-Alltag

Seeadler sind die größten Greifvögel Europas und gelten als besonders schützenswerte Art. Entsprechend aufwändig gestalten sich die Schutzmaßnahmen des Umweltmanagements, sobald im Projektraum entsprechende Populationen festgestellt werden.

Ein Uhu im Seeadlerhorst
Uhus sind als Nestbesetzer bekannt | Bildnachweis: DEGES
 Ärgerlich nur, wenn ein umfangreiches Artenschutzkonzept erarbeitet wird, plötzlich aber das Seeadlerpärchen vom Uhu vertrieben wird. Weitere Hintergründe zu diesem skurrilen Fall, der sich im Planungsumfeld der A 20 ereignet hat, finden Sie auf der DEGES-Webseite.

Noch Fragen?

Wir halten Sie auf dem Laufenden:

  • Auf den Projektwebseiten können Sie sich über den aktuellen Projektstand sowie über baubedingte Änderungen in der Verkehrsführung informieren. Sie finden dort Hintergrundinformationen und Antworten auf häufig gestellte Fragen.
  • Wir informieren die Anwohnerinnen und Anwohner anlassbezogen über aktuelle Entwicklungen in den Projekten.

Stellen Sie uns Ihre Fragen:

  • Auf Anfragen über das Kontaktformular auf der jeweiligen Unterseite zum Projekt reagieren wir in der Regel innerhalb eines Arbeitstages. Sie können uns auch gerne eine E-Mail schicken.
  • Unterstützen Sie uns und teilen Sie uns mit, welche Themen und Fragen für Sie von besonderem Interesse sind. Ihre Rückmeldungen und Hinweise fließen in die Projektkommunikation ein.